Leutstettener Moos


In der Region um das Leutstettener Moos ranken sich viele Erzählungen und Mythen. Wie etwa um den tiefschwarzen Pudel der schon seit seit langer Zeit nicht mehr gesehen wurde, der einst die alte Würmbrücke bei Percha überwacht haben soll? Bis heute machen Geschichten die Runde, denen zufolge der furchterregende Pudel mit feurigen glühenden Augen auf der Brücke gestanden haben soll. Oder ist doch alles nur Fiktion?

Leutstettener Moos am Starnberger See Leutstettener Moos auf der Karte
Adresse: 82319 Starnberg
Fläche: 180 ha

Das Leutstettener Moos und die düstere Sage vom Gespensterhund

Alten Erzählungen zufolge kreuzte der düstere Gespensterhund den Weg all jener, die zu tief ins Glas geschaut hatten und nach Mitternacht den Weg auf die andere Würmseite wählten. Wie aus dem Nichts wurden die Nachtschwärmer von einem unheimlichen Knurren erschreckt. Und da war dieses energische Rasseln der Kette hörbar, die der gespenstige Pudel hinter sich herschliff. Außerdem heißt es, dass der Hund sogar die mutigsten Zecher dazu veranlassen konnte, ganz freiwillig den Rückweg anzutreten. Entweder entschieden sich die Feierwütigen für eine Übernachtung in einer Herberge oder einen längeren Umweg.


Die Vergangenheit des Leutstettener Moos

Diese Erzählung ist nur eine vieler sagenhafter Erzählungen aus der Region, von denen die Naturschutzwächter heute auf Wanderungen durch das Leutstettener Moos berichten. Tatsächlich möchte man diesen Erzählungen Glauben schenken. Schließlich ist die Atmosphäre im Moor genauso gruselig wie die der Geschichten, die sich um dieses Gebiet ranken. Insbesondere bei schlechtem Wetter ist im Leutstettener Moos kaum eine Menschenseele unterwegs. Nur wenige Zentimeter über der Streuwiese liegt ein Hauch von Nebel am Eingang des Leutstettener Moos in der Luft. Da Getreideanbau in der Vergangenheit in der Region eher Mangelware war, gediehen vor allem Gras und Schilf in der heutigen Moosregion. Diese Gewächse sollten dann auch das Stroh ersetzen, mit dem das Vieh gefüttert wurde.

Nachdem der Boden im Herbst noch einmal kräftig gemäht wurde, konnte die Streu zur Winterzeit auf dem gefrorenen Boden mit dem Ochsenwagen abgeholt werden. Die Atmosphäre des Leutstettener Moos ist an diesem Ort faszinierend und bedrückend zugleich. In unüberschaubaren Mengen bahnt sich das Wasser seinen Weg zwischen den Bäumen entlang. Helle Spinnweben spannen sich über die Baumkronen und erinnern an ein Szenario, das jedes Horrorfilms würdig ist.

Diese Kulisse ist kein Zufall. Denn im Leutstettener Moos ist die Traubenkirschen-Gespinnstmotte zu Hause, die zumeist komplette Bäume einspinnt. Dieser Anblick wirkt zwar im ersten Moment befremdlich, schadet den Bäumen jedoch nicht. Anderenfalls wäre es nur schwer zu erklären, weshalb einige der Huteichen schon über hundert Jahre alt sind. Mittendrin wächst sogar ein unangenehm riechender Faulbaum, aus dem einst Schießpulver produziert wurde. Außerdem gedeihen in dem Moor Heilkräuter wie die sogenannte Mädesüßpflanze, in der natürliches Aspirin enthalten ist.


Die Legende von der im Moor versinkenden Kuh

Neben dem offiziellen Pfad gibt es noch einen inoffiziellen Weg durch das Leutstettener Moos, den Besucher allerdings nur in Begleitung eines Naturschutzwächters beschreiten sollten. An dieser Stelle – so besagen es zumindest die Erzählungen – trieb einst eine Mooskuh ihr Unwesen, die Wanderer des Nachts in die Irre führte. Die Mär von der Mooskuh wird zwar überwiegend am Ammersee erzählt. Doch auch an diesem Ort schien es den Menschen für lange Zeit es alles andere als unrealistisch, dass verirrte Kühe verzweifelt gemuht haben, während sie tiefer und tiefer ins Moor sanken. Wenn die Bauern sich auf die Suche nach den Kühen begaben und sie dennoch nirgendwo finden konnten, versanken sie letztendlich selbst im Moorloch. Diese Geschichte hat sich tief in die Erinnerungen der Menschen aus der Region eingebrannt. Allerdings ist das Geheimnis um die angeblichen Geräusche der Mooskuh mittlerweile gelüftet. In Wirklichkeit ist der verzweifelte Ruf der Mooskuh der Balzruf einer Rohrdommel.


Geführte Touren auf einem Rundweg

Das Leutstettener Moos ist Bestandteil eines etwa zweieinhalbstündigen Rundwegs, der von Percha bis zur Villa Rustica verläuft. Hier werden geführte Wanderungen angeboten, die Einblicke in die Entstehung des Niedermoors sowie dessen Nutzung im Laufe mehrerer Jahrhunderte gewähren. Vor Ort erfahren Teilnehmer der Wanderung, wie Naturschutz in diesem Moor beachtet und praktiziert wird. Zudem stehen Gewächse im Fokus, die vor allem im Verborgenen gedeihen. Auf dieser Route erfahren Besucher, dass nicht die farbenfroh schimmernden Blütenpflanzen, sondern vielmehr unscheinbar wirkende Gräser im Leutstettener Moos vom Aussterben bedroht sind. Ganz gewiss hilft der Ausflug in die Moorlandschaft dabei, geheimnisvolle Regionen wie diese aus einer völlig neuen Perspektive zu betrachten.