Bernrieder Park


Auf den ersten Blick scheint der Bernrieder Park eine Naturoase unter vielen zu sein. Südlich von Bernried am Starnberger See gelegen, präsentiert sich die Parkanlage als weitgehend unbebautes Terrain. Mittendrin thront einzig ein Teehäuschen, das von 7,5 Kilometer langen Wanderwegen umgeben ist. Überall sind Ruhebänke aufgebaut, die zur kleinen Verschnaufpause während des Spaziergangs durch den Bernrieder Park einladen. Aussichtsstellen geben den Blick auf den See und das bilderbuchschöne Ambiente der Parkanlage frei. Immer wieder ragen kleinere Badebuchten hervor, an denen sich Besucher auf feinstem Sand ins erfrischend kühle Nass des Starnberger Sees stürzen können. Doch das ist längst nicht alles, was diese Grünanlage bietet.

Bernrieder Park am Starnberger See Bernrieder Park auf der Karte
Adresse: 82347 Bernried am Starnberger See
Fläche: 80 ha

Methusalem-Bäume wie diese sind in Bayern eine Rarität

Sie tragen Namen wie "Olga", "Isolde" oder "Wotan". Der Bernrieder Park beheimatet beeindruckend schöne Methusalem-Bäume, die – im wahrsten Sinne des Wortes – fest mit der Region um den Starnberger See verwurzelt sind. Zahlreiche dieser Bäume sind viele hundert Jahre alt. Da ist zum Beispiel die 300 Jahre alte Buche "Olga", in der Legenden zufolge ein Baumgeist sein Unwesen treiben soll. Diese Erzählung lebt von Generation zu Generation weiter. Heute heißt es sogar, dass vor einigen Jahren Esoteriker um den massiven Stamm tanzten.

Der Anblick von "Isolde" ist nicht minder eindringlich. Anmutig und majestätisch thront die Eiche direkt am Ufer des Starnberger Sees. Keine Geringere als Wilhelmina Busch-Woods fuhr regelmäßig mit der Kutsche an den Eichen "Isolde" und "Wotan" vorbei. Die wohlhabende Erbin der US-amerikanischen Brauerei Anheuser-Busch erwarb zu Beginn des 20. Jahrhunderts Teile des Bernrieder Parks. Die bislang letzte Privateigentümerin der Anlage brachte den Park um 1950 in eine Stiftung ein, um dessen Bestand und Schönheit für die Öffentlichkeit aufrechtzuerhalten. Die Intention der Stiftung: der Park darf niemals bebaut, besiedelt, parzelliert oder in anderer Weise in Mitleidenschaft gezogen werden.


Die Gemeinde Bernried profitiert von den Vorzügen des Bernrieder Parks

Von dieser Regelung profitiert die Stadt Bernried bis heute. Schließlich ist das Dorf die einzige am Starnberger See gelegene Gemeinde, in der sich ein kilometerlanger Strand sowie ein öffentlich zugängliches Uferareal befinden. Die Unterhaltskosten sind nach einer großzügigen Zustiftung in den 1990er Jahren bislang gesichert. Dennoch müssen die Betreiber der Anlage auf jeden Cent achten. Insbesondere die Methusalem-Bäume bedürfen einer aufwändigen Pflege. Etwa die Hälfte der insgesamt 78 Hektar großen Parkfläche ist eine Waldweide, die durch das Hofgut Bernried bewirtschaftet wird. Die für die Landwirtschaft genutzten Flächen sowie im englischen Stil angelegte Parkbereiche formen eine harmonische Einheit – diese Mischung kann sich sehen lassen.


Der historische Wandel der Parkanlage

Noch bevor Wilhelmina Busch den Park im Jahre 1914 erwarb, gehörte der Bernrieder Park bereits ab dem 11. Jahrhundert bis hin zur Säkularisation dem Bernrieder Kloster der Augustiner-Chorherren an. Nach unterschiedlichen Besitzerwechseln erwarb ein bayerischer Gesandter am französischen Hof namens August von Wendland im Jahre 1852 den kompletten einstigen Klosterbesitz. Es war der Initiative dieses Mannes zu verdanken, dass der Bernrieder Park in den 1850er und 1860er Jahren in einen beispiellos schönen Englischen Landschaftspark umgewandelt wurde. Hierfür wurden die aus München stammenden Oberhofgärtner Carl Effner sowie dessen Sohn Carl-Josef von Effner engagiert, um ein Naturparadies mit einem bunten Wechselspiel aus Solitärbäumen, Buschwerk und weiten Wiesen zu erschaffen. Inmitten der üppigen Gehölzer wurden völlig bewusst immer wieder kleine Sichtfenster frei gelassen, um Besuchern einen unverfälschten Blick auf den Starnberger See und umliegende Alpenlandschaften zu gewähren.


Die Ursprünglichkeit einer Parkanlage bewahren

Diese Zeit liegt lange zurück. Doch bis heute halten die Betreiber des Parks an dem Wunsch von Wilhelmina Busch-Woods fest, die Grünanlage weitgehend in ihrem ursprünglichen Zustand zu lassen. Eine Ausnahme ist die im Süden des Parks unmittelbar am Seeufer befindliche Fischerhütte, die zum Teehaus umgebaut wurde. Wer möchte, kann dieses Häuschen bis heute für besondere Anlässe mieten.


Zwei Wanderwege durchkreuzen das Parkgelände

Der Bernrieder Park wird von zwei Wanderwegen durchkreuzt, die die Grünanlage streifen. Einer dieser Wanderpfade ist der Prälatenweg, der von Marktoberdorf bis nach Kochel führt. Die andere und wesentlich größere Wanderroute ist der König-Ludwig-Wanderweg, dessen Besucher sich auf die Pfade des Märchenkönigs begeben. Der auf dem Seeweg entlang des Starnberger Sees verlaufende Pfad verbindet unter anderem das am Ostufer des Starnberger Sees gelegene Dörfchen Berg mit dem Ostallgäu in Richtung Füssen. Der Park steht heute unter Denkmalschutz.