Bahnhof Possenhofen am Starnberger See


Auf den ersten Blick ist es nur kleiner unscheinbarer Bahnhof, der sich an der S-Bahn-Strecke zwischen Starnberg und Tutzing befindet. Doch mit diesem kleinen Bahnhof, dem Bahnhof Possenhofen ist eine interessante Geschichte verbunden. Zahlreiche namhafte Persönlichkeiten passierten diesen Verkehrsknotenpuntkt bereits mit der Dampfeisenbahn. Unter diesen Passagieren dürfte die ehemalige Kaiserin von Österreich wohl die bekannteste gewesen sein. Elisabeth Amalie Eugenie von Wittelsbach – besser bekannt als Sisi – war ein Dauergast in diesem Bahnhof.

Bild fehlt Bahnhof Possenhofen auf der Karte
Adresse: Schlossberg 2, 82343 Pöcking
Einweihung: 1865

Die historische Bedeutung des Bahnhofs Possenhofen

Der Grundstein für den Bahnhof Possenhofen wurde im August 1849 mit der Gründung der "AG für den Zweck des Bauens und Betriebes einer Eisenbahn von München nach Starnberg" gelegt. Auf Anordnung des damals regierenden bayerischen Königs Maximilian II. Joseph erhielt der bereits mit der Erbauung von Bahnstrecken vertraute Johann Ulrich Himbsel den Auftrag, sich diesem Vorhaben zu widmen. Durch dessen Initiative schritten die Baumaßnahmen schnell voran. Schon im November 1854 pendelten die ersten Züge zwischen München und Starnberg umher. Daraufhin dauerte es nicht lange, bis der Entschluss gefasst wurde, die Strecke nun auch bis nach Tutzing auszubauen. Die Verlängerung der Bahnstrecke war für Sisis Vater, Herzog Max Joseph von Bayern, vermutlich eine sehr gute Nachricht. Der Besitzer der Hofmarken Pöcking und Possenhofen genoss es, seine amtlichen Verpflichtungen ruhen zu lassen und viel Zeit mit seiner Familie im Schloss Possenhofen zu verbringen. Doch ursprünglich waren überhaupt nicht zwei Bahnhöfe für Feldafing und Possenhofen geplant. Dennoch wandelte sich das Schicksal zum Guten. Schenkt man historischen Zeugnissen Glauben, ist die Erbauung des Bahnhofs Possenhofen ausschließlich auf Anweisungen der "allerhöchsten Herrschaften" zurückzuführen.

Das Königshaus entschied sich sogar dafür, die Finanzierung für die Stationen selbst zu tragen – eine glückliche Fügung, die sich damals natürlich noch nicht erahnen ließ. Die größere Bedeutung hatte eindeutig der Bahnhof Possenhofen. Der königliche Wartesalon mit Stuckverzierungen und Malereien war schon immer eine Augenweide. Da beide Stationen privat finanziert werden mussten, wurde eine Vereinbarung getroffen, dass jeder Zug stets an beiden Stationen halten musste. Leider verstarb König Maximilian II. als Initiator der Bauprojekte noch vor der Eröffnung der Bahnhöfe. Dessen Sohn Ludwig II. führte die Bauvorhaben fort und sorgte sogar dafür, dass Teile der Grundmauern des Feldafinger Schlosses für die Bahnhöfe verwendet wurden – eine Sensation zur damaligen Zeit. Kaiserin Sisi erfuhr über die jeweiligen Baufortschritte überwiegend aus Briefen. Erst im Juli 1869 erlebte es Elisabeth zum ersten Mal, mit der Dampfeisenbahn an der Station in Possenhofen Halt zu machen und dadurch fast bis vor die Haustür des Schlosses zu fahren. Nach der Glanzzeit bayerischer Könige und Herrscher verlor der Bahnhof Possenhofen jedoch ebenfalls an Ruhm. So kam es, dass die Bahnstrecke ab 1910 sogar für den Abtransport von Kohle genutzt wurde. Die Strecke galt als nicht rentabel und sollte stillgelegt werden. Deshalb war es nur eine Frage der Zeit, bis an den Bahnhofsgebäuden erste Schäden auftraten.

Mittlerweile wurden Fahrkartenschalter durch Fahrkartenautomaten ersetzt. Aufgrund der hohen Unterhaltungskosten wurden Warteräume geschlossen. Putz bröckelte von den Wänden und Wasser lief durch die Dächer. Der einst für "allerhöchste Herrschaften" errichtete Bahnhof war dem Verfall geweiht. Dem wollten der Starnberger Archivar und Sisi-Experte Paul Heinemann sowie dessen Frau Anita entgegenwirken, indem sie eine Art Ausstellung über Kaiserin Elisabeth in der Nähe der Originalschauplätze ins Leben riefen. Über Jahrzehnte hinweg sammelten die beiden Erinnerungsstücke der Kaiserin, bis sie auf der Suche nach einer geeigneten Räumlichkeit auf den leerstehenden Possenhofener Bahnhof stießen. Schnell war klar, dass diese Haltestation der perfekte Ort für ein Sisi-Museum sei. Einerseits befindet sich der Bahnhof in der Nähe von Kaiserin Sisis geliebtem Schloss Possenhofen. Andererseits konnte Heinemann die Räumlichkeiten für relativ wenig Geld anmieten. Die Idee zum Kaiserin-Elisabeth-Museum war geboren.


Der Possenhofener Bahnhof im Hier und Jetzt

Das Kaiserin-Elisabeth-Museum: genau das ist heute aus dem Possenhofener Bahnhof geworden. Die Kaiserin-Elisabeth-Ausstellung umfasst vielfältige Exponate der Sammlung Heinemann, die Museumsbesucher heute vor Ort bewundern können. Da das Bahnhofsgebäude im Laufe der Zeit jedoch sehr marode wurde, ließen sich optische Instandsetzungsarbeiten nicht vermeiden. Es wurde lackiert, gemalert, saniert und tapeziert – einschließlich einer Beseitigung des aus allen Ecken wuchernden Unkrauts. Nach einer alten Vorlage wurde der Königssalon so gut wie möglich in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt. Ausbesserungsarbeiten wurden beispielsweise an Stuckverzierungen und Wandbespannungen vorgenommen. Binnen kürzester Zeit wandelte sich der Bahnhof Possenhofen wieder zu einer Augenweide, in der sich ein sehenswertes Exponat ans nächste reiht. Von Tassen und Teekannen mit Goldrand über Sisis Finger-Handtasche bis hin von Kaiserin Elisabeth eigens angefertigten Zeichnungen und Bildern ist in dem Museum alles vertreten.

Besonders kurios ist ein kleines Papiertheater, durch das über Papp-Einschübe unterschiedliche Szenarien aus Shakespeares Sommernachtstraum nachgebildet werden können. Erzählungen zufolge soll die Kaiserin höchstpersönlich vor diesem außergewöhnlichen Theater gesessen und die Vorführungen genossen haben. Im Nebenraum befindet sich außerdem eine Sonderausstellung, die Statuen und Denkmälern von Sisi abbildet. Auf diese Weise sind die Geschichten des Bahnhofs Possenhofen und der Kaiserin der Herzen untrennbar miteinander verbunden.


So gelingt die Anfahrt zum Possenhofener Bahnhof

Eine Anfahrt zum Bahnhof Possenhofen ist entweder mit der Bahn oder dem Auto möglich. Anreisen mit der Bahn erfolgen über die S-Bahn-Linie S6, die von München aus im 20-Minuten-Takt bis Tutzing verkehrt. Hier steigen Sie bitte an der Haltestelle am Bahnhof Possenhofen aus. Alternativ steht die Autobahn A95 für Autofahrer zur Verfügung, die auf der München sowie Garmisch verbindenden Straße die Ausfahrt Starnberg wählen. Hier fahren Sie durch Starnberg durch, bis Sie auf die Bundesstraße B2 nach Weilheil gelangt sind. An der Ausfahrt Pöcking Nord ist es nicht mehr weit, bis Sie in Pöcking an der Ampel links in Richtung Hindenburgstraße abbiegen müssen. Haben Sie nach etwa 300 Metern die Bahnbrücke passiert, sind Sie auch schon am Bahnhof Possenhofen angekommen.


Ein Ort voller Magie

Zweifelsohne war der Possenhofener Bahnhof ein Ort voller Magie. Kam Kaiserin Elisabeth von Österreich einst am Bahnhof Possenhofen an, war dieses Ereignis ein Freudenfest für Einheimische. Der Bahnhof füllte sich mit Menschen. Kinder übergaben der Kaiserin Blumen, während diese die Geste mit Bonbons honorierte. Ein Hauch dieses Zaubers liegt heute noch immer in der Luft. Pöckinger lieben den Possenhofener Bahnhof. Bis heute ist der einstige Verkehrsknotenpunkt ein beliebter Touristenmagnet, dem Einheimische dennoch mit einem lachenden und weinenden Auge gegenüberstehen. Es heißt, die Einwohner schmerze es ein wenig, dass sich der Bahnhof in Pöcking befindet und dennoch als "Possenhofen" bezeichnet wird. An diesen Umstand konnten sich die Menschen bis heute nicht gewöhnen. Vor 40 Jahren wurde eine Initiative gestartet, um den Bahnhof in "Pöcking-Possenhofen" umzubenennen. Doch damals hätte die Gemeinde das Geld für die Umbenennung tragen müssen, das damals einfach nicht vorhanden war. Heute mangelt es der Gemeinde zwar nicht mehr an Geld. Doch im digitalen Zeitalter ist der Name einfach zu lang. Deshalb bleibt alles beim Alten. Noch immer ist der Possenhofener Bahnhof ein beliebter Treffpunkt für Menschen mit großer historischer Bedeutung. Dieses historische Erbe verleiht diesem Ort seine Einzigartigkeit.